Unitarische Kirche | Die Berliner Unitarier
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Die Berliner Unitarier

Der Glaube der Berliner Unitarier

Die Berliner Unitarier respektieren und achten wie alle Unitarier alle anderen Religionen als Form und Ausdruck gleichberechtigter Wege der Menschen zu Gott. Alle Religionen, Konfessionen und Kulte unterscheiden sich in ihrer Differenziertheit und ihrem Alter. Aber es ist wenig sinnvoll, hier eine Hierarchie etwa im Sinne von „wertvoll“ oder „achtenswert“ einführen zu wollen. Solange eine Religion ihre Glaubensanhänger hat, ist sie diesen auch der rechte Weg zu Gott, und es wäre einem Unitarier ganz unmöglich, diese Gläubigen nun mit Überredung oder gar Nachdruck auf einen vermeintlich besseren Weg weisen zu wollen.
Ihre religiösen Erkenntnisse schöpfen die Berliner Unitarier aus drei Quellen: aus den inspirierten Schriften aller Religionen, aus der eigenen inneren Erfahrung und aus der Betrachtung der Welt. Zwischen sich und Gott brauchen sie weder Mittler noch Fürsprecher. Sie sind für ihr Leben selbst verantwortlich und erwarten, daß sie nach ihrem Tode darüber Rechenschaft ablegen müssen.
Da aber ein einzelnes Erdenleben nicht ausreichen kann, um all jene Fähigkeiten und Talente zu entwickeln, die im Menschen angelegt sind, und andererseits eine Schöpfung wenig sinnvoll erscheint, in der ein Mensch nach einigen Jahrzehnten, manchmal sogar nur Jahren seiner Existenz für ewig gerichtet wird, so glauben die Berliner Unitarier an die Wiedergeburt, ohne diesen Gedanken zu einem Dogma zu erheben. Sie sehen in einer Kette von Erdenleben die entscheidende Möglichkeit, dem einen Auftrag gerecht zu werden, den alle großen Religionen dieser Welt formulieren, nämlich vollkommen zu werden wie der Vater im Himmel.
Zugleich führt dieser Glaube zu einer hohen Achtung vor Tieren und Pflanzen, weil sie als Teil von Gottes beseelter Schöpfung verstanden werden. Lange bevor sich die Erkenntnis auch in einer breiten Öffentlichkeit durchsetzen konnte, daß Umwelt und Natur des besonderen Schutzes bedürfen, ist dieser Gedanke schon im sechsten Gebot der Unitarischen Kirche in Berlin formuliert und als sittliche Verpflichtung gegenüber der göttlichen Schöpfung verstanden worden: „Ich will alle Lebewesen achten und beachten.“
Erkenntnissen der Parapsychologie und esoterischen Gedanken stehen die Berliner Unitarier grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Soweit es sich nicht um Irrtümer oder Täuschung handelt, verstehen sie sie als einen Teil der göttlichen Schöpfung, der von den klassischen Naturwissenschaften noch kaum erforscht worden ist und auch noch kaum gedeutet werden kann. Es ist die Aufgabe künftiger Forschung, Licht in ein Dunkel zu bringen, das vielleicht noch ungekannte Entfaltungsmöglichkeiten des Menschen verhüllt.

Die Geschichte der Berliner Unitarier

Die Unitarische Kirche in Berlin wurde 1948 von Hansgeorg Remus gegründet, der auch ihr erster Pfarrer wurde. Hansgeorg Remus (1908 – 1983) entstammte einer ostpreußischen protestantischen Pfarrersfamilie, die sich in einer Linie zurückverfolgen läßt bis zur Familie von Gwiazdowsky, die 1580 vom katholischen zum unitarischen Glauben übertrat. Sie wurde deshalb 1658 aus Polen vertrieben und fand durch den Großen Kurfürsten Aufnahme in Ostpreußen.
1963 übernahm der berühmte Philosoph, Theologe, Musiker und Arzt Albert Schweitzer, der dem unitarischen Gedankengut sehr nahe stand und der „Unitarian Universalist Church of the Larger Fellowship“ angehörte, die Schirmherrschaft über die Unitarische Kirche in Berlin. 1977 wurde Pfarrer Martin Schröder (geb. 1947) ordiniert und als zweiter Geistlicher der Unitarischen Kirche in Berlin in sein Amt eingeführt.

Das Zeichen der Berliner Unitarier

Das Zeichen der Unitarischen Kirche in Berlin ist ein lateinisches Kreuz, dessen Schenkel von einem kleineren Kreis im Verhältnis des goldenen Schnittes durchkreuzt werden, wobei der Mittelpunkt des Kreises und der Schnittpunkt der Kreuzesschenkel zusammenfallen. Kreuz und Kreis sind uralte magische Symbole, die als Ausdruck religiösen Empfindens bis in die Frühgeschichte der Menschheit zurückzuverfolgen sind. Das unitarische Kreuz bringt dies symbolisch zum Ausdruck und ist zugleich unverwechselbares Zeichen der Berliner Unitarischen Kirche.

Organisationen und Mitgliedschaften

Die Berliner Unitarier treffen sich regelmäßig zu Gottesfeiern, um im gemeinschaftlichen Gebet Kraft zu sammeln und Orientierung zu finden für den weiteren Lebensweg. Diese Feiern haben eine feste Liturgie, die eine Verbindung von frei formulierten und festen Gebeten ist. Einen Mittelpunkt bildet dabei die Ansprache des Geistlichen, in der die Gemeinde neben Erbauung und Wissenserweiterung auch erfahren soll, daß sich ihr Glaubensgut auch in anderen weltlichen und religiösen, christlichen und nichtchristlichen Quellen wiederfindet. Das zweite Zentrum bildet die „Wandlung“, eine Minute der Versenkung und Meditation, in der der Gläubige die Kraft Gottes in sich und der Glaubensbrüder und -schwestern um sich erfährt, um daraus Kraft, Zuversicht und Klarheit für den eigenen weiteren Lebensweg zu schöpfen.

Neben der Gottesfeier gibt es die Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung. Die Taufe ist für uns eine Segnung des Täuflings und ein Auftrag an die Gemeinde, den Täufling in ihrer Mitte aufzunehmen. Der Konfirmation kommt insofern besondere Bedeutung zu, als erst durch sie die Aufnahme der Konfirmanden in die Gemeinde erfolgt. Grund dafür ist der Wunsch, daß niemand Mitglied der Gemeinde werde, der das nicht selber will. In der Bundesrepublik Deutschland wird die volle Religionsmündigkeit mit 14 Jahren erreicht. So alt sind in der Regel auch die Konfirmanden.

Die Trauung ist eine Segnung des gemeinschaftlichen Lebensweges, die Trauung wird mit der Formel geschlossen: „…bis daß das Schicksal euch scheide.“ Das kann auch der eigene Wille sein. Aus seelsorgerischen Gründen kann der Pfarrer auch Personen taufen, trauen oder bestatten, die nicht Mitglieder der Kirche sind.
Die großen christlichen Feste werden auch von den Berliner Unitariern begangen, weil sie in ihnen einen über die christlich-orthodoxe Deutung hinausgehenden Sinn sehen.

Formaljuristisch ist die Unitarische Kirche in Berlin ein eingetragener Verein und als gemeinnützig anerkannt. Die Unitarier messen interreligiösen Zusammenkünften und interreligiöser Arbeit eine hohe Bedeutung bei. Die unitarische Kirche in Berlin ist daher Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen und Religionsgesellschaften in Berlin (AKR). Durch die AKR hält die Unitarische Kirche in Berlin regelmäßige Ansprachen im Rundfunk, Vorträge an der Volkshochschule und nimmt an den Gesprächsforen der Kirchen und Religionsgesellschaften teil. Auf internationaler Ebene ist die Unitarische Kirche in Berlin Mitglied der „International Association for Religious Freedom (iarf) (deutsch: Weltbund für religiöse Freiheit).